Dienstag, 18. November 2014

zu Fuß - Berlin Tag 5

Ich begebe mich in die Unterwelt
Leider können wir wegen irgendwelcher Dreharbeiten keine Führung über die Beelitzer Heilstätten bekommen. Illegal will ich das Gelände nicht betreten und so geht Jojos Wunsch leider nicht in Erfüllung. Auf Platz 2 unserer Liste steht aber ein Besuch in der Unterwelt.

Heute geht es nach Hause. Der Abschied fällt nicht schwer, denn meine Wirbelsäule jubelt. Die Matratze war Folter und ich freue mich auf mein Bett in Hannover. Die fehlende Sauberkeit hat auch keine heimischen Gefühle aufkommen lassen, so das die Koffer schnell gepackt sind. Wir können sie noch bis zum Nachmittag im Hotel abstellen und machen uns ein letztes Mal auf den Weg.

 

Um 10:00 beginnt der Kartenverkauf und obwohl wir etwas früher da sind, heißt es Schlange stehen. Es geht flott voran und nach wenigen Minuten habe ich die Eintrittskarten für die Berliner - Unterwelten in der Hand. Jojo hatte sich für die Tour M entschieden und ich bin gespannt, was uns zum Thema Mauerdurchbrüche erwartet. An einem kleinen Gebäude, ähnlich einem Transformatorenhäuschen ist Treffpunkt. Hier ist tatsächlich der Eingang in einen alten Schutzbunker. Fotografieren ist leider nicht erlaubt. Urheberrechte sprechen dagegen, denn im Bunker wird so einiges aus der Zeit des Mauerbaus und den Tagen danach ausgestellt. Die Bilder an den Wänden, die Nagelsperren und Sperrgitter beeindrucken ebenso, wie die Erläuterungen, denen wir gespannt zuhören. Mir schließt sich die ein oder andere Geschichtslücke. Unglaublich auf welchen Wegen die Menschen versucht haben nach Westberlin zu gelangen. Rettungsschächte der U-Bahn, die Kanalisation und durch selbst gegrabene Tunnel wurden zum Fluchtweg. Mir war gar nicht bekannt, wie viele Tunnel von West nach Ost gegraben wurden um Leute herauszuholen. Leider hatten viele Tunnel keinen oder nur kurzen Erfolg. Da wurde aufwendig gegraben, mit Wassereinbrüchen und zu wenig Sauerstoff gekämpft. Und wenn man das Ziel erreicht hatte, wartete evtl. schon die Stasi am anderen Ende. Die Bundesrepublik hat einiges an Geld zahlen dürfen um die Fluchthelfer wieder frei zu bekommen. Die Geschichten wirken auf mich genauso spannend wie beklemment.

Wir verlassen den Bunker an einer nahegelegenen U-Bahnstation und fahren von dort zur Bernauerstraße. An der Gedenkstätte zur Berliner Mauer geht es weiter. Kaum vorstellbar, was sich dort alles zugetragen hat, als die Teilung plötzlich da war. Plötzlich waren die Menschen getrennt. Getrennt von ihren Familien, ihren Freunden, ihren Arbeitsstätten,... Aber hatte doch Walter Ulbricht in einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961 noch klar und nicht mal direkt danach gefragt gesagt: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Am 13. August 1961 nachts um 2:00 war es dann so weit...
 
 



Wir verlassen die Gedenkstätten und betreten gleich um die Ecke das Gebäude einer ehemaligen Brauerei. Dort erfahren wir im alten Gewölbe noch einiges zum Tunnel_57 und auch, dass der Fluchthelfer Christian Zobel mit den damaligen Geschehnisse nicht klar kam und später Suizid beging. Hatte doch das Regime lange in aller Öffentlichkeit behauptet, er hätte einen Soldaten erschossen. Kurz nach seinem Tod wurde leider erst die Wahrheit bekannt. Nicht sein Schuss hatte den Soldaten der Grenztruppe getötet, sondern diverse Schüsse der eigenen Kameraden.

Nach zwei Stunden ist die Führung beendet. Am Abend findet in der ehemaligen Brauerei eine Theateraufführung zum Thema des Tunnelbaus statt. Ein Schauspieler lädt uns ein, doch wir müssen leider nach Hause. Und so verlassen wir nun die Bernauerstraße.


Mit der U-Bahn geht's zurück zum Hotel. Die Koffer holen und dann zum ZOB. Der ADAC Postbus wartet bereits und bringt uns pünktlich nach Hannover zurück.

Mein Fazit: Berlin ist sicherlich kulturell und geschichtlich sehr interessant und eine Reise wert. Mit einem besseren Hotel werde ich diese Stadt wohl auch noch einmal besuchen, auch wenn ich sie als dreckig und recht egoistisch empfunden habe.

zu Fuß - Berlin Tag 4

Mustafas Dönerbude ist doch nicht die Beste
Auf meiner TO-DO-Liste steht für heute Potsdam. Morgen Nachmittag geht es nach Hause und der Tag ist verplant - also heute Potsdam oder kein Potsdam. Jojos Gesichtsausdruck lässt nichts Gutes ahnen...

Auch an diesem Morgen bin ich als Erste im Bad. Ich möchte mich in Ruhe fertig machen und Jojo schläft eh lieber länger. "Warum lässt sich mein Handtuch nicht auseinanderfalten?" frage ich mich als ich aus der Dusche komme. Nee, das ist echt nicht wahr! Da klebt in dem angeblich frischen Handtuch ein Kaugummi! Mein eigenes Handtuch kommt zum Einsatz und ich bin echt bedient. Eine Nacht noch und es geht endlich nach Hause... Nein, was die Sauberkeit betrifft ist das Hotel Atrium in Berlin-Charlottenburg nicht empfehlenswert.

Ich versuche es gelassen zu nehmen und den Tag zu planen. Jojo kennt mich und ahnt, dass Potsdam mit viel Lauferei verbunden sein wird. Also geht's zunächst doch erstmal Richtung Alexanderplatz zum shoppen. Es soll irgendeine Jeans sein, nichts besonderes. Ein gut gekleideter Herr öffnet uns die Tür. Häh, das hier ist doch nur Kaufhof??? Nach Suchen durch teure Labels werden wir fündig. Passt und sitzt - alles gut für 35 Taler. An der Kasse sind nur wir und auf der anderen Seite des Tresen drei gut gekleidete Damen. Sie tauschen Blicke darüber aus, wer uns denn nun zu bedienen hat. Irgendwie fühle ich mich gerade underdressed. Nee, das ist nicht meine Welt, da liebe ich doch den Kaufhof in Hannover...

Jojo schwächelt heute irgendwie und fühlt sich nicht gut. Wir bringen die Kaufhofbeute ins Hotel und ich streiche Potsdam von meiner Liste. Stattdessen machen wir uns am Nachmittag auf den Weg nach Spandau. Dort soll es die längste zusammenhängende Fußgängerzone von Berlin geben, eine kleine Altstadt und die Zitadelle Spandau. Nach dem Trubel von Berlin City wirkt Spandau tatsächlich um einiges erholsamer auf uns. Wir schlendern durch die Fußgängerzone und erreichen auch schon bald die Zitadelle.

Der Eintritt ist recht gering, ich zahle dank Öffiticket krumme 3,38 Euro und befinde mich nach wenigen Schritten in einer der bedeutendsten und besterhaltenen Renaissancefestungen Europas. Wirklich spannend finden wir es allerdings nicht. Ob es mit einer Führung in die Kasematten interessanter ist? Egal, wir uns um keine Führung bemüht und so erobern wir  das Backsteingemäuer eben eigenständig. Vom Juliusturm aus hat man eine schöne Sicht, auch wenn heute das Wetter etwas diesig ist.

 
In den Gebäuden der Zitadelle sollen sich einige Künstler und Kunsthandwerker sowie ein Puppentheater niedergelassen haben. Eine Künstlerwerkstatt steht offen und wir strecken unsere Köpfe hinein. "Eigentlich habe ich jetzt gar nicht geöffnet und bin nur wegen eines Kunstkurses hier" werden wir mit leicht genervtem Unterton begrüßt. Ok, dann eben nicht. Der Kram findet eh nicht meine Zustimmung und das Argument, wenn wir denn schon mal da sind dürfen wir doch mal gucken, interessiert mich jetzt auch nicht mehr. Wir treten den Rückzug an.
 

Hunger macht sich breit. In der Fußgängerzone gab es einige Lokalitäten. Jojo entscheidet für einen Döner mit Lammfleisch. Nach wenigen Bissen erklärt sie ihn für den Besten von Berlin! Wie jetzt? Ich denke bei Mustafa in Kreuzberg gibt es den besten Döner? Nein, der in Spandau ist garantiert besser!

Nun heißt es noch ein Mal schlafen, dann gibt es noch ein Highlight und die Rückfahrt steht an.




Donnerstag, 13. November 2014

zu Fuß - Berlin Tag 3

Besuch bei den Tieren und Amtsschimmeln
Keine Ahnung warum, aber Jojo möchte in den Zoo. Im Berliner Zoo soll es Pandabären geben. Liegt es daran? In Shanghai 2012 hatte uns das Tier nur den Hintern zugedreht. Vom niedlichen, bambusfressenden Tier war nicht wirklich etwas zu erkennen. Das Wetter ist perfekt, zwar etwas kühl - bibber - , aber herrlich sonnig.

Wieder einmal kommt uns die S-Bahnhaltestelle Charlottenburg in unmittelbarer Nähe zum Hotel sehr gelegen. Es sind genau 2 Stationen bis zur gleichnamigen Haltestelle Zoologischer Garten. "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" fällt mir dabei ein. Es ist schon einige Jahre her, als dieses Buch und danach der Film für Schlagzeilen sorgte. Schnorrer treffen wir einige, aber Dealer und Junkies nehmen wir nicht wirklich wahr. Ich empfinde Berlin insgesamt als zienlich dreckig und bin stets darauf bedacht, auf meine Sachen gut aufzupassen. Leben möchte ich in dieser Stadt nicht. Sie mag ihre Reize und schönen Ecken haben und vieles habe ich noch nicht gesehen. Trotzdem mag ich es lieber eine Nummer kleiner, sauberer und vielleicht sogar ein bisschen spießiger.

Der Zoo gewährt uns ebenfalls einen kleinen Rabatt durch die Öffikarte. Vorbei an weißen Wölfen, Eisbären und Königspinguinen genießen wir die Sonne und sind dabei nicht allein.

 
 
Vom Panda ist allerdings nichts zu sehen. Also geht es in den Keller um nachtaktive Tiere zu beobachten. Meine Augen brauchen einen Moment um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Aber es lohnt sich. So etwas bietet der Zoo Hannover nicht und ich komme voll auf meine Kosten, nicht nur als Fledermausfan. Der Panda ist hier allerdings nicht zu finden...Auf der Suche nach ihm geht es an den Löwen vorbei. Ich kann immer gar nicht verstehen, welche Anziehungskraft diese Tiere auf viele Menschen ausüben. Ein Tiger mit seiner Zeichnung, grazilen Bewegung und Aktivität ist für mich um einiges schöner. Und nun weiß ich noch ein weiteres Argument gegen die Löwen:


Inzwischen haben wir bis auf die Ecke mit dem Federvieh den gesamten Zoo abgelaufen. Und wissen es endlich: Der letzte Pandabär hier ist bereits 2012 verstorben. Also wieder kein Bambusfresser für uns...

Langsam haben wir genug und Hunger macht sich breit. Jojo hat einen Geheimtipp. In der Kreuzberger Rathauskantine kann man recht gut und günstig essen. Außerdem hat man in der 8 Etage einen tollen Blick über Berlin.


Der Tipp ist wirklich gut und auch Schröder hat nichts zu bemängeln.


Es folgt noch ein kleiner Bummel durch Kreuzberg bevor es zum Hauptbahnhof geht. Hier soll es super leckere Keks geben. Der Bahnhof wurde erst im Mai 2006 eröffnet und gilt als der teuerste Bahnhofsneubau seit 1945. Nach nur 8 Monaten hatte der Organ "Kyrill" einen tonnenschweren Träger aus der seitlichen Glasfassade heruntergerissen. Die Glasfassade war vom Einsturz bedroht. Heute sieht man hiervon nichts mehr.


Wir machen uns langsam auf den Heimweg. Da noch etwas Zeit ist, schlendern wir am Schlosspark Bellevue vorbei zur Siegessäule. 69m hoch und mit 285 Stufen zu erklimmen ist dieses Nationaldenkmal von 1873 zur Erinnerung an preußisch/deutsche Siege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich.

Der Gedanke an die unzähligen Stufen gefällt nicht wirklich und er Zoo war schon genug Lauferei. Mit dem nächsten Bus und dann weiter mit der S-Bahn geht es zurück im nun schon dunklen Berlin.
Morgen soll es nach Potsdam gehen. Soviele Leute schwärmen davon und ich war noch nie dort.





Samstag, 8. November 2014

zu Fuß - Berlin Tag 2

Ein bisschen Hollywood
Der Wetterbericht sagt für heute und morgen Sonne voraus und so beschließen wir den Filmpark Babelsberg zu besuchen. Mich interessieren keine Glamourgirl und promigeil bin ich auch nicht, aber wie Filme gemacht werden finde ich schon spannend. Im Internet sah der Filmpark allerdings eher ein bisschen nach Freizeitpark aus und so gehe ich vom Schlimmsten aus

Die Nacht war grausam. Jeder Feder der Matratze war zu spüren und irgendwann hatte ich mir Handtücher unter den Rücken gelegt. Das Ding war Folter für meine Wirbelsäule. Nun freue ich  mich auf die Dusche und ein Frühstück. Kaffee, Brötchen, Rührei,... Das sieht ja mal ganz gut aus. Oder nicht? Der dritte Teller den ich mir nehme scheint endlich ein sauberer zu sein. Die Frau neben mir grinst mich aus den Augenwinkeln heraus an. Ich schnappe mir zwei Brötchen, Käse Marmelade und ein Ei. Das gekochte Ei ist garantiert nicht von heute, sonst wäre es innen bestimmt nicht so grau... Nein, ich ärgere mich nicht, werde irgendwie satt und genieße den Tag.

Die S-Bahn bringt uns von Charlottenburg nach Babelsberg. Zwei nette Damen helfen uns dort den richtigen Bus zu finden, der direkt und ohne Parkplatzgebühr vor dem Filmpark hält. Das Öffi-Ticket gewährt hier 25% Rabatt auf den Eintrittspreis, den ich im teuren Berlin gerne mitnehme.


Erst auf der Eintrittskarte erfahren wir wann welche Aktionen stattfinden. Die medienstadt-tour findet schnell Jojos Interesse, denn das Original-GZSZ-Aussenset ist Teil der Tour. Wenig später laufen wir mit Kopfhörern ausgestattet durch Fassaden aus "Pappmache". Das es nur Fassaden sind war mir klar, aber so klein? Schon interessant, was man mit Licht- und Kameraeinstellungen wohl so alles machen kann. Fotografieren dürfen wir hier nicht, denn angeblich gibt es noch nicht veröffentlichte Requisiten und irgendwelche Rechte. Auf den künstlichen Gehwegen liegen Tannenbäume wie aus der IKEA-Werbung Knut. Wir dürfen diese "Gehwege" nicht betreten, denn hier wird mit etwa zwei Monaten Vorlauf gedreht. Weihnachten war also bei den GZSZ-Dreharbeiten schon Ende Oktober.

Weiter geht's und wir erreichen ein militärisches Lager aus dem Film „Monuments Men“ Nein, der Film wurde  nicht hier gedreht, stattdessen hat man die Originalrequisiten für uns nett aufgebaut. George Clooney ist auch nicht zu sehen.
"Mauerjahre" wurde hingegen in Berlin und in Babelsberg gedreht.

"Mauerjahre" wurde hingegen in Berlin und in Babelsberg gedreht.

Die Führung ist zu Ende und  es geht zurück in den Park. Im Studio1 wird uns etwas zum Thema "Filmtiere" gezeigt. Mich reißt es nicht vom Hocker, denn ähnliches wird selbst im Zoo Hannover erklärt und wie Fernsehen gemacht wird, erfahre ich auch hier nicht. Wir schlendern noch ein bisschen durch den Park. Die ganze Aufmachung erinnert mich an irgendeinen Freizeitpark, nur dass hier die Fahrgeschäfte fehlen. Die Fassaden des mittelalterlichen Dorfes sind ganz gut gemacht. Aber die hinter den Fenstern und Türen dargestellten Szenen sind kitschiger als der schlimmste halloween-Kram in jedem Kaufhaus.


Ich besuche noch die Halle mit dem Sandmann. Als Kind war ich immer schon schwer beeindruckt über die unzähligen Fortbewegungsmittel, die dieser Kerl besaß. Die Stuntshow findet bei Jojo keine Zustimmung. Ich schaue mir ein Tage später Ausschnitte bei YouTube an und habe nicht das Gefühl riesig viel verpasst zu haben.

Es geht erst einmal zurück zum Hotel und dann nach Kreuzberg. Jojo hatte hier die angeblich beste Dönerbude Berlins ausfindig gemacht. Eine halbe Stunde und länger anstehen ist bei Mustafa nun wirklich keine Seltenheit. Heute ist die Schlange nicht allzu heftig und nach gut 20min kann gefuttert werden. Ja, ist ok, kann man essen. Und die Typen in der Bude sind recht lustig drauf. Ich meine in ihren Pupillen ähnlich wie bei Dagobert Duck ein Dollerzeichen zu erkennen, das mit jedem fertigen Döner kurz aufblitzt. Evtl. hat diese Bude die Lizenz zum Geld drucken...

                          

So langsam geht's zurück, wir sind müde. Auch heute ist ziemlich schnell das Licht aus.

Sonntag, 2. November 2014

zu Fuß - Berlin Tag 1

Mit dem ADAC nach Berlin
Eigentlich bin ich gerne in kleineren Orten mit niedlicher Altstadt oder in der Natur unterwegs. Nur leider kann Jojo damit wenig anfangen. Ihr zu Liebe fahre ich nun also nach Berlin.
 
Die Hotelsuche in Berlin ist nicht schwer, die Auswahl ist gigantisch. Mit ein bisschen Suchen im Internet hatte ich etwas noch bezahlbares, mit guten Bewertungen und Öffi-Anschluss gefunden. Ich brauche keinen Whirlpool und all den Kram. Meine Anforderungen sind eher: sauber, gutes Bett, warme Dusche und ein kleines Frühstück. Aber wie komme ich nun nach Berlin? 10 Euronen pro Tag für einen Hotelparkplatz finde ich heftig und in Berlin brauche ich auch kein Auto. Ein Angebot der Bahn lässt sich auch nicht mehr abfischen und so suche ich nach einem Linienbus. Die besten Busse hat anscheinend der ADAC. Im Internet finde ich noch einen Gutscheincode und so kostet der Spaß pro Person und Strecke 9,60€, perfekt.

Ich starte am Sonntagmorgen und Jojo trifft super pünktlich und mit Minikoffer am Bahnhof Hannover ein. Am ZOB erwartet uns schon kaum übersehbar die "Postkutsche".


Über Braunschweig und Magdeburg sind wir in vier Stunden am ZOB Berlin, wo es nur so von  Linienbussen jeglicher Art wimmelt. Nach kurzem Suchen entdecke ich einen Schalter an dem ich unsere welcomecard für fünf Tage erwerben kann. Auf die Schnelle sind 75,00 Taler ausgegeben. Berlin ist nicht billig aber eine Öffi-Karte muss sein und wird auch gleich genutzt.


Der Bus M49 bringt uns nach wenigen Haltestellen ziemlich dicht ans Hotel. Wir sind etwas zu früh, können aber unser Zimmer schon bald beziehen. Auf den ersten Blick ist das Zimmer ok, auf den zweiten ... naja. Jojo hat bereits die erste verbale Mängelliste parat, als sie aus dem Bad kommt. Mir ist das im Moment ein bisschen egal, da ich bei dem Preis nicht allzu viel erwartet habe. Ich hole unsere Liste der Dinge, die wir in Berlin sehen wollen hervor und wenige Minuten später verlassen wir das Hotel Richtung hanfmuseum. Jojo ist zufrieden, die S-Bahn Haltestelle Charlottenburg ist keine 200m entfernt und erspart ihr lange Laufwege. So langsam erfahre ich, dass das Museum gar nicht das Ziel ist, sondern der Museumsshop: "ich suche Ohrstecker mit einem Hanfblatt"  Dank meiner genialen Vorbereitung (Selbstlob muss an dieser Stelle mal sein - Jojo nennt es Spießer und Streber!) finden wir das Museum schnell und wieder ohne lange Fußwege.


Der Typ am Eingang passt bestens zum Thema des Museums -> macht Euch jetzt bitte Euer eigenes Bild vom ihm ;-)   "Ja, wir haben einen Museumsshop, aber ich bin heute alleine hier und kann nicht Kasse und Shop gleichzeitig machen" erfahren wir. Der Typ hat mein vollstes Verständnis,  denn außer ihm, Jojo und mir ist weit und breit niemand zu sehen... Wir wollen ihn also nicht überfordern und ersparen uns jede weitere Diskussionen. Ab 16:00 Uhr können wir es evtl. noch einmal versuchen, da löst ihn jemand ab, oder am Dienstag... Ja, ne, ist klar,...
Wir laufen durch das Nicolaiviertel und verzweifeln wenig später an den Beschilderungen Berlins. Dank Jojos Smartphone finden wir dann doch die U-Bahn Haltestelle und machen uns auf den Weg zum HARD ROCK CAFE.


Ich hab vermutlich schon den Winterschlafmodus aktiviert und weiß nun, es gibt in Berlin eine Kurfürstenstraße und einen Kurfürstendamm. Am Letzteren liegt das  HARD ROCK CAFE und mit einem kleinen Umweg (Panne des Spießers) sind wir dort und ich die nächsten Euronen für Klamotten los.


Es geht über das Brandenburger Tor zurück zum Hotel.


Fast neben unserem Hotel ist ein kleines Restaurant. Jojo bekommt Speichelfluss bei einem riesigen Hamburger mit Pommes; mir reicht eine Folienkartoffel. Ich bin schon fast zu müde zum essen. Nach 20m sind wir im Hotel und ziemlich früh im Bett. Erstaunlich wie früh Jojo "Licht aus" fordert...

Sonntag, 12. Oktober 2014

Laufen und Rad - Erst zum Lauf, dann zur Wasserstadt

Nach dem Lauf mal zur Wasserstadt Limmer
Am Mittag um fünf vor zwölf findet der "Lauf gegen Depressionen" statt. Eine Runde um den Maschsee ist nicht unbedingt die Top-Anforderung und so mache ich mich am Nachmittag nochmal mit dem Fahrrad auf den Weg.

Ich bin sicher, ich wurde nicht zur Läuferin geboren. Schließlich war zu dieser Zeit längst das Automobil erfunden; es gab Fahrräder, Motorräder, öffentliche Verkehrsmittel,... Laufen fällt mir schwer, auch wenn es mancher nicht glauben will. Dennoch halte ich es für die effektivste Möglichkeit ein bisschen Herz-Kreislauftraining zu betreiben. Ich muss mich nicht in einer miefige Fitnessbude begeben, ich starte vor meiner Haustür und bin im Freien. Ich brauche keine teure Ausstattung, denn von Hightech-Schuhen halte ich nichts. Ich erspare mir jeden Knebelvertrag, denn ich laufe völlig frei und ohne Team und Verein. Mein einziges Problem ist mein Haustier! Das Vieh ist riesengroß und saugefährlich. Wenn er nicht will, geht gar nichts mehr. Das Tier braucht einfach ständige Betreuung und lässt mich bisweilen nicht mal aus der Wohnung. Saublöd ... dieser Schweinehund!
Um ihn in den Griff zu bekommen laufe ich in der welfare-laufserie mit. So hab ich übers Jahr verteilt ein paar Läufe, die mich zum Training motivieren und ich unterstütze soziale Projekte. Die Läufe überfordern mich nicht und machen unglaublich viel Spaß.
Nun ist leider der letzte Lauf in 2014 und es geht mittags entspannt um den Maschsee. Das Wetter ist einfach  zu schön und so beschließe ich anschließend noch mit dem Fahrrad eine kleine Runde zu drehen. Mit dabei ist mein Fotoapparat und Familie Preiser. Im Rahmen eines Fotowettbewerbes bin ich auf dieses kleine "Hobby" gekommen. Im Internet ist es zu finden z. B. unter "Little People in the City", "Kleine Leute in der Welt",  "Kleine Leute in der Stadt" oder auch kleine Menschen in der großen Welt.

Nun geht's aber los zur Wasserstadt. Kaum angekommen nimmt Herr Preiser ein Bad und ist bereits schockiert:

 
 
Der denkmalgeschützte Turm, der sich im Wasser spiegelt, gefällt nicht so wirklich - weder Herrn Preiser noch mir. Wir befinden uns auf dem ehemaligen Areal der Fa. Continental.



Auf diesem Gelände wurden Millionen versenkt. Nein, ich meine damit nicht, dass sie verschenkt wurden. Hier wurde eine Unmenge des Erdreichs abgetragen, teuer entsorgt und neuer Boden wieder aufgefüllt. Bilder und Beiträge, insbesondere der Sanierungzeitung 7 schockieren mich.


Noch heute wird vor dem Aufenthalt in den kontaminerten Gebäuden gewarnt und was damit passieren soll, weiß wohl auch niemand... Ich frage mich, was eigentlich aus denen geworden ist, die dort früher gearbeitet haben? und mache mir so meine Gedanken...


 
 
 
Beim Fotografieren und spielen mit den Belichtungszeiten stelle ich fest, dass sich mit einer leichten Überbelichtung die Kulisse für "The day after" eignen könnte :-(



Auch wenn der Boden neu aufgetragen wurde und die Lage als Dreieck zwischen den Kanäle schön aussehen mag, bei mir bleibt ein mulmiges Gefühl und mit dem Anblick der "Altlasten"-Gebäude wäre es nicht unbedingt meine Wohngegend.

Es ist ein Teil meiner Stadt - leider. Aber ich bin gespannt wie es hier in ein paar Jahren aussehen wird.




Dienstag, 30. September 2014

Motorrad - Erzgebirge Tag 7 und 8

Wetterwechsel und Abschied nehmen
In der Nacht hatte es einige Gewitter gegeben. Am Morgen scheint jedoch wieder die Sonne und wir nehmen das Elbsandsteingebirge erneut als Ziel bevor es ans Packen geht.

Es ist unser letzter Tag und auch wenn die Straße noch nass ist, der Himmel erstrahlt in seinem blau. Das Wetterradar zeigt eine kleine Gewitterfront, die in Richtung Dresden zieht. Wir lassen uns nicht beirren und fahren über Dresden nach Pirna. Direkt an der Elbe liegt dort das Café Richter. Wir suchen uns auf der Terrasse einen Tisch und genießen den Ausblick.


Mehr als den tollen Blick kann ich jedoch an dieser Lokalität nicht empfehlen. Das Heidelbeerkompott entstammt aus einem Glas Heidelbeeren in Wasser. Was das mit Kompott zu tun haben soll erschließt sich uns nicht. Der Federweißer toppt das ebenso wenig wie der Cappuccino. Aber wenigstens Schröder hat Spaß mit meinem Eisbecher.


Es dauert nicht lange und wir flüchten nach drinnen. Die Gewitterfront war bereits zu hören und nun setzt der Regen ein. In Ruhe planen wir die Rückfahrt und brechen auf. Auf den letzten Metern erwischt uns noch ein kleiner Schauer, der aber keine Probleme bereitet. Wir alle sind ziemlich "regenerprobt"

Wieder zurück werden bereits die Motorräder verladen. Es heißt allmählich Abschied zu nehmen.
 

Der Abschied am nächsten Morgen fällt nicht allzu schwer. Das Wetter ist umgeschlagen und die Straßen sind nass.

 
 
Acht Tage haben wir nun im Landgasthof Wolfsgrund verbracht und uns dort sehr wohl gefühlt. Das Haus wird sehr familiär geführt und sich sehr zuvorkommend um das Wohl der Gäste gekümmert. Die Zimmer sind relativ klein und im Saal finden am Wochenende durchaus Feiern statt, die auch in den Gästezimmern wahrnehmbar sind. An den übrigen Tage herrschte eine erholsame Ruhe. Auch an der Halbpension gibt es nichts auszusetzen. Sie ist reichlich und lecker.
Das Haus verdient an dieser Stelle klar meine Empfehlung.

 

Auf dem Weg zurück wird uns noch einmal bewusst, welches Glück wir mit dem Wetter hatten.


Wieder zu Hause stelle ich mich zusammen mit Schröder auf die Waage. Die Halbpension war schon lecker... Das Ergebnis ist eindeutig: Schröder, DU hast zugenommen. Diät ist also für Dich angesagt.




Fazit des Urlaubes im Erzgebirge:
Das Erzgebirge verdient es durchaus, auch mit dem Motorrad besucht zu werden und das nicht nur aus preislicher Sicht. Ich habe bewusst auf Streckenempfehlungen und -beschreibungen verzichtet. Stattdessen empfehle ich einfach mal die vielen kleinen Straßen auszuprobieren. Navis mit Optionen wie "kurvenreiche Strecke" leisten dabei ebenso gute Hilfe wie akzeptable Straßenkarten und der Mut einfach mal eine Straße auszuprobieren.
Besonderen Dank an dieser Stelle noch einmal an den Landgasthof Wolfsgrund für die schöne Woche, die wir bei Ihnen verbringen durften, die Kfz-Werksatt Gödel Friedemann Land- und KFZ-Technik, Dorfchemitz und Motorrad-Leuschner in Tharandt für die tolle Hilfe. Ihr alle wart SUPER KLASSE!!!



Über Kommentare freue ich mich!

Motorrad - Erzgebirge Tag 6

Ich mag heute keinen Kuchen
Der Frust vom Vortag ist noch nicht ganz abgebaut und ich habe wenig Lust auf eine Tour. Es soll nach Altenberg, dann zum Kuchenessen in die Mühle und ins Elbsandsteingebirge gehen. Ich sorge aber unfreiwillig für eine Routenänderung.

Wir machen uns auf den Weg nach Altenberg. Dort wollen wir kurz über die Grenze und Zigaretten kaufen. Ich merke meine Schulter. Der Schulterprotektor hat anscheinend Spaß genau auf die blauen Flecke zu drücken. Ziemlich lustlos fahre ich hinterher als mein Blick zur Kilometeranzeige wandert. Ich will eigentlich nur wissen, wann ich die nächste Tankstelle einplanen muss. Doch weder Kilometeranzeige noch Tacho vermelden die geringste Bewegung. Ich beobachte das ein paar Kilometer lang und entscheide mich für einen Zwischenstopp. "Tachowelle gebrochen" lautet ziemlich schnell Hennings Diagnose. Meiner Laune ist das nicht wirklich zuträglich und auch der Gummibärchennachschub von Henning beim Frühstück kann mich nicht retten. Wir entscheiden uns erst einmal wie geplant weiter zu fahren und unterwegs Ausschau nach einer Werkstatt zu halten.

2013 hatten wir zufällig eine Mühle mit Bäckerei und Café entdeckt. Dort gibt es übrigens wunderbare große, alte Heizkörper, auf denen man hervorragend pitschnasse Motorradbekleidung trocknen kann. Dank Google hatte ich die Mühle am Abend wiedergefunden. An der Straße nach Glashütte gab es den leckeren Kuchen. Von Altenberg geht es also diesmal bei Sonne nach Glashütte.  In Glashütte erfolgt dann mein längst erwarteter Stopp und die Frage "Wo lang jetzt?" "10 km zurück, bitte nochmal links abbiegen und dann ist links die Mühle" kann nun endlich das Alphaweibchen triumphieren. Die Mühle liegt halt nicht in Glashütte, sondern auf dem Weg dorthin. Wer zuhören kann ist klar im Vorteil... Endlich in Bärenhecke angekommen hat sich mein Bedarf an Kuchen ziemlich reduziert. Dafür treffen wir dort einen weiteren Motorradfahrer mit dresdener Kennzeichen. Alphaweibchen können sogar nach dem Weg fragen und so erfahren von einer Kfz-Werkstatt in Dippoldiswalde. Na gut, dann doch erst mal einen Cappu und etwas Süßes.
Die Kfz-Werkstatt kann meiner Kawa natürlich nicht helfen, verweist uns aber an eine Motorradwerkstatt in Tharandt. Wir bekommen eine schöne Motorradstrecke dorthin bestens erklärt. Ja, der Mann hat Ahnung. Wir haben Spaß an der Strecke und finden die Werkstatt sofort. Nur leider ist der Mechaniker unterwegs und die beiden Frauen im Garten können nicht sagen, wann mit seiner Rückkehr zu rechnen ist. Wir entscheiden uns, den restlichen Urlaub nicht mit Warten und Suchen nach einer Tachowelle zu verbringen und planen die Weiterfahrt, als ein gelber Transporte neben uns hält. "Kann ich helfen" werden wir bereits aus dem Seitenfenster heraus hilfsbereit angesprochen. Wenige Minuten später ist eine neue Tachowelle montiert. Die erste vorrätige Welle von Kawasaki war etwas zu kurz, aber die zweite von Suzuki passt perfekt. Die kleine Reparatur ist unschlagbar schnell, freundlich und günstig. Diese Werkstatt in Tharandt kann ich wirklich empfehlen und verdient klar die kleine Werbung an dieser Stelle in meinem blog.
Nun kehrt langsam mein Grinsen unterm Helm zurück, auch wenn ich mir den Rest des Tages anhören darf, eine Kawazuki zu fahren.

Fotos sind an diesem Tag nicht entstanden. Erst am Abend, als wir aufgrund des Wetterberichtes die Motorräder umparken gibt es dann doch noch ein Foto. Welche Pension bietet schon eine derart schöne und überdachte Abstellfläche?


 
 
Fazit von Tag 6:
Wenn ich keinen Kuchen mehr mag, ist die Lage ernst ;-)

 
 


Montag, 29. September 2014

Motorrad - Erzgebirge Tag 5

Der Berg ruft
An vielen Tagen im Jahr hängt der Fichtelberg im Nebel. Heute sollte es tatsächlich mal anders sein. Wir verzichten auf die Bikerhöhle in Tschechien und machen uns auf den Weg.

Im vergangen Jahr waren wir bereits in der Bikerhöhle in Tschechien und hatten unseren Spaß. Am kommenden Wochenende sollte dort eine große Party des örtlichen Motorradclubs stattfinden. Zwei Bühnen und ein "Schlafsaal" befinden sich in der Höhle. Ich bin mir sicher, dass die Tschechen dort ausgelassen feiern und wir uns dazwischen nicht unbedingt wohl fühlen werden. Es ist Donnerstag und wenn, dann sollten wir die Höhle heute anfahren oder in diesem Urlaub nicht mehr.

 
Der Fichtelberg bot uns 2013 hingegen nur dichten Nebel. Bei der Auffahrt sprangen mir damals die Kurven bei Sichtweite von unter 10 Metern ziemlich spontan vor mein Motorrad.

Seilbahnstation Fichtelberg 2013 - 8 Grad, Regen
Diesmal haben wir gutes Wetter erwischt, aber es soll sich bald wieder verschlechtern. Nochmal im Nebel müssen wir den Fichtelberg nicht wieder anfahren. Es bietet sich heute also eine Tour dorthin an. Mit dem Gedanken an Tschechien kann sich Michi irgendwie eh nicht wirklich anfreunden. Er war als einziger von uns im letzten Jahr nicht mit dabei und so entscheiden wir uns heute für den Fichtelberg.
Bereits auf dem Hirtstein, einem 890m hohen erloschenen Vulkan, deutet sich der Wetterwechsel an. Der Wind pfeift uns frisch um die Nase und die Aussicht könnte wirklich besser sein.
 

Ich werfe noch schnell einen Blick auf den 30 Millionen alten Basaltfächer und wir verlassen den luftigen Berg.


"Pamwedel", eines der bedeutendsten nationalen Geotope Deutschlands
Es dauert nicht lang und ich darf das erste Mal wenden. Rechts der Straße liegt ein unscheinbarer Bahnhof mit auffällig vielen Menschen, alle mit Fotoapparaten bewaffnet. Michi kann die Dampflok der Preßnitztalbahn förmlich riechen und ist erst einmal mit meinem Fotoapparat verschwunden.

 
Ein Stück entlang der Bahnstrecke geht es weiter. Inzwischen hat sich die Sonne durchgesetzt und wir erreichen den Fichtelberg. Mir ist der Berg zunächst egal, ich habe Hunger und Schröder geht es ähnlich.

Schröder kurz vor seinem Bad in meinem Ketchup

Nach Bockwurst und einem Pott Kaffee kehrt nun auch das Interesse am Fichtelberg zurück und ich mache einen kleinen Rundgang.


1.215m - Der höchste Berg in Sachsen
 
Wenige Tage später fällen hier die ersten Schneeflocken
 
Michi nimmt inzwischen ein Sonnenbad und die beiden anderen sind in der Seilbahn verschwunden. Bei meinem Rundgang stelle ich fest, es gibt durchaus Berufe mit Aussicht


Unsere Weiterfahrt geht nun über Bundestraßen und Annaberg-Buchholz nach Wolkenstein. Unter meinem Helm beginnt es bei dieser Strecke zu schäumen. Meine Ansage war klar: Bitte nicht Annaberg-Buchholz. Bereits im letzten Jahr und im Regen konnte ich dem Ort nicht das Geringste abgewinnen. Auch bei Sonne hat sich daran nichts geändert. Die Bundesstraße ist grottenlangweilig, die Ortsdurchfahrt nervtötend und lang. Das Alphamännchen lässt sich nicht beirren und spult als Guide unverdrossen die langatmigen Kilometer ab. Endlich erreichen wir Wolkenstein. Jetzt geht's bestimmt gleich rechts ab, die Kurven hinauf, an der Burg vorbei in den Ort. Ich freue mich schon, doch es geht weiter geradeaus. Kopfschütteln herrscht. Einige hundert Meter weiter führt uns das Alphamännchen parallel der Straße eine steile Rampe hinauf. Nach etwa 50m stehen wir dann vor irgendeiner Haustür. Es war halt nur eine Hofeinfahrt. Das Alphaweibchen in mir explodiert. Geschickt haben wir die besten Strecken umfahren und stattdessen Bundesstraße und Annaberg-Buchholz "genossen". Die nächsten Kilometer sehe ich in Gedanken die Liste von svendura.de zum Thema "Alleinreisen vs Buddy tour" vor mir. Die Argumente fürs Alleinreisen waren klar in der Überzahl...

Auf der Rückfahrt entdecke ich eine Sommerrodelbahn. Zu dritt sind wir mal kurz verschwunden. Die Schilder "Bremsen" interessieren mich nicht, ich muss mal kurz Frust abbauen. Meine Schulter macht irgendwann Bekanntschaft mit der Bahn und trotz oder wegen der Protektoren erfreue ich mich am nächsten Tag über eine blaue Hautfarbe. Der Motorradjacke sieht man es auch ein bisschen an, war wohl doch zu warm - blöde Reibungshitze.


Fazit von Tag 5:
Der Fichtelberg ist bei gutem Wetter ein schönes Ziel.
Ich muss an meinem Status als Alphaweibchen noch geringfügig arbeiten.

Sonntag, 28. September 2014

Motorrad - Erzgebirge Tag 4

Kultur ist angesagt
Ganz so viel Zeit ist heute nicht. Wir bleiben in der näheren Umgebung und besuchen Frauenstein. Später geht's dann noch zum Sauenjäger nach Blockhausen.

Auch am Mittwoch hält der Wetterbericht Wort und uns erwartet wieder Sonnenschein. Michi hat sich als Guide bereit erklärt und entwickelt seinen sportlichen Ehrgeiz den diversen Straßensperrungen zu trotzen. Schilder wie "Achtung Baustelle, Sackgasse" beindrücken ihn wenig, denn da gibt es bestimmt doch einen Weg. Schließlich stehen wir direkt vor der Baustelle und durch das Kiesbett wollen wir uns dann doch nicht pflügen. Also zurück und nächste rechts, mal gucken ob es da lang geht. Hinter der Scheune haben wir die Möglichkeit nach links: Schmaler Weg bergab ins nirgendwo, rechts und links eine kleine sandige Fahrspur, in der Mitte eine Grasnarbe. Oder nach rechts: Voll in die Pampa. Ich sehe Michis Grinsen unterm Helm, so einem "alten" GS-Fahrer reizt es. Ok, ich würde nach links mitmachen, die kleine Kawa können wir zur Not anheben und drehen. Aber die RT? Das ist nicht so ganz ihre Spielwiese. Wir drehen und bleiben doch lieber auf den asphaltierten Straßen und folgen der blöden Umleitungen, diesmal jedenfalls.

Über kleine Sträßchen erreichen wir Frauenstein. Der beschauliche Ort entstand vermutlich als Ansiedlung von Bauern und Bergleuten gleichzeitig mit der Burg um 1200.


Mir ist einfach zu warm um das alte Gemäuer zu durchwandern und ich frage mich, warum keiner den Springbrunnen auf dem Marktlatz anstellen kann...

Frauensteiner Stadtkirche "Zu unserer lieben Frau"

Am Nachmittag, wieder in Dorfchemitz angekommen, machen wir uns auf den Weg zum Sauensäger. Mehrere Dorfbewohner hatten uns einen dortigen Besuch empfohlen. Mit der Kettensäge geformte Holzfiguren kenne ich bereits und so erwarte ich nichts besonderes. Am Wegesrand nach "Blockhausen" entdecken wir dann auch schnell die ersten Figuren. Vorbei geht es an einer Schauimkerei und den Sternkreiszeichen. Erstes Staunen macht sich breit und hält an.


Seit 2004 treffen sich hier jährlich zu Pfingsten die besten Kettensägenkünstler aus der ganzen Welt. Alle geschaffenen Werke verbleiben in "Blockhausen" und können dort besichtigt werden. Auch den längsten Tisch der Welt (39,80m), aus einer 41m langen Fichte geschnitzt und im Guinness Buch der Rekorde 2010 enthalten, ist zu sehen. Seit 2012 dienen 24 geschnitzte Bergleute als Säulen für das Dach über diesen Tisch. Nun wird die Geschichte der umliegenden Orte entsprechend den Jahresabschnitten der Fichte (Längenzuwachs 1887 - 1993) in die Tischplatte graviert.


Hennig und ich sind an diesem Nachmittag schon ziemlich beeindruckt. Auch wenn es eigentlich nur zu Fuß (20 min Wegzeit) zu erreichen ist, ein Besuch in Blockhausen verdient hier meine Empfehlung. 
 
 
Fazit von Tag 4:
Motorrad und Kultur lassen sich im Erzgebirge hervorragend verbinden. Man muss es ja nicht übertreiben ;-)  Das Kettensägegeschnitze fasziniert mich um einiges mehr als die Schwibbögen und Co in Seiffen. Aber gut, das ist eh nicht meine Welt...

 
 
 
 

 

Samstag, 27. September 2014

Motorrad - Erzgebirge Tag 3

Umleitung und Rüttelstreifen
Vom Erzgebirge aus erreicht man schnell das Elbsandsteingebirge. Dresden und Bad Schandau hatten wir im letzten Jahr bereits besucht. Eine wunderschöne Gegend, deren Besuch sich in jedem Fall lohnt. In der Nähe von Hohnstein gibt es eine ehemalige Bergrennstrecke - das heutige Ziel.

Dem Navi habe ich ein paar Wegpunkte auf kleinen Straßen vorgegeben und meine Begleiter dürfen brav folgen. Wir verlassen Dorfchemnitz Richtung Clausnitz. Kaum verlassen wir den Ort wird uns auf der K7734 ein traumhafter Ausblick über die Landschaft geboten. Die Straßen bieten uns immer wieder kleine Täler mit Bachläufen, Wäldern und sanften Kurven. Dann folgen Steigungen von über 10% und wieder ein wunderschöner Ausblick. Langweilig wird es auf den Straßen nie.


Durch eine enge Schlucht und an der Festung Königsstein vorbei erreichen wir Bad Schandau. Der Weg nach Hohnstein bleibt uns jedoch verwehrt. An der K8723 heißt es mal wieder "Das Verrückte Labyrinth", also Baustelle und Umleitung. Unter meinem Helm herrscht Gemotze und mir bleibt nichts anderes übrig, als dem allgemeinen Autotross und der Umleitung zu folgen. Rechts vor mir entdecke ich nun ein weiteres Tagesziel, die Hocksteinschänke.


Am Eingang wird auf der Tafel mit Palatschinken geworben. Mir läuft der Speichel, doch die Ernüchterung folgt so gleich: dienstags Ruhetag. Wieder herrscht Gemotze, diesmal ohne Helm.

Nun geht es endlich auf die Bergrennstrecke. Geschwindigkeitsbegrenzungen, Rüttelstreifen, Überholverbot und ein Wohnwagengespann vermiesen jeden Fahrspaß. Nach wenigen Kurven biegen wir links ab und machen uns auf den Weg nach Dresden. Ich bin enttäuscht und hatte mehr erwartet:
 
 
In Dresden steht ein kleiner Besuch an und dann gibt es endlich Kaffee, Kuchen und Eis. Café Otte in der Waldschlösschenstraße ist eine Empfehlung wert. lecker und günstig
Die Erfrischung hält nicht lange an, denn wir wühlen uns durch den Feierabendverkehr, Hannover kann nicht schlimmer sein. Henning hat die Führung übernommen und seinem neuen Navi wieder "kurvenreiche Strecke zurück" vorgegeben. Gemotze unterm Helm ist jetzt nicht mehr nötig, denn wir bekommen einige Kurven auf schicken kleinen und verkehrsarmen Straßen geboten. Das Navi ist schon klasse.


Nein, hier fehlt kein "S", denn die Gegend ist nicht hässlich und schon mal gar nicht oberhässlich, sondern einfach nur schön.


Fazit von Tag 3:
Augen auf, bei der Lokalwahl. Es gibt halt auch Ruhetage. Und Augen auf, bei der Streckenwahl. Der frühe Vogel findet leere Straßen.