Donnerstag, 8. September 2016

Rad - Das Mammuttraining

Pedelec - Nur was für Alte
Unfallbedingt ist das Motorradfahren in den Hintergrund geraten. Ich krieg einfach den Kopf nicht frei um wieder unbeschwert fahren zu können. Seit einem Jahr liegt das Hobby brach, aber immerhin ist noch alles vorhanden. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass ich damit klar kommen werde - irgendwann. Stattdessen ist nun ein Pedelec, also ein e-bike, in meine Garage eingezogen.  Ihr wisst, dass ist so ein Ding wo man selbst nicht mehr viel strampeln muss... von wegen!

Urlaub, ich habe endlich Urlaub. Bereits um 3:00 Uhr bin ich wach und grübele was ich heute anstellen kann. Ein paar Stunden später ein phantastischer Sonnenaufgang.


Ich packe meine Sachen für eine Pedelec-Tour. Mein Ziel: Die Radtour Deisterkreisel mit knapp 80km, dazu noch je rund 17km An- und Abfahrt.

In der Verbandstasche befindet sich auch Werk- und Flickzeug

Ich bin nicht sicher ob ich die Strecke schaffe, denn ein Pedelec unterstützt nur, wenn ich auch selbst strampele. Knapp 120km sind nicht ohne wenn man sonst kaum Rad fährt. Nutze ich die kleinen elektrischen Helferlein übermäßig ist auch irgendwann der Akku leer. Und dann ist da noch etwas: Mein sportlicher Ehrgeiz. Ich will mich schon ein wenig schinden. Es gibt da ja noch das Mammut-Projekt, aber dazu später mehr. Jetzt genieße ich den frühen Tag auf meinem Weg zum Höhenzug bei Hannover, dem Deister.

Am Horizont ist mein Gegner zu erkennen: Der Deister.
Ihn will ich heute einmal umfahren.
 
Hinter dem Ort Wennigsen geht es bald schon das erste Mal hinauf an den Waldrand und lauschige Ecken warten auf mich.

 
 
Irgendwann sehe ich im letzten Moment auf einer kleinen Abfahrt einen Wegweiser: "Fußweg zur Glashütte" Ich drehe um und folge dem Weg zur Glashütte Steinkrug. Es sind nur wenige Meter.



Ok, Mama. Ich lass das dann mal...

Ich strampele noch einige Kilometer weiter und habe bald den Ostzipfel des Deisters umfahren. Vor mir liegt die kleine Stadt Springe. Hier könnte ich die ganze Aktion beenden und mit der S-Bahn nach Hannover zurück fahren. Aber noch geht es mir gut und mein Akku ist fast voll. Nur an Steigungen mit matschigem Untergrund hab ich bislang meine Helferlein kurzfristig ein wenig genutzt. Meine Strecke führt mich bis Bad Münder an der S-Bahn-Strecke entlang als wenn sie mich verführen will. Ich muss schmunzeln und gönne mir zur Belohnung einen Eiscafe in Bad Münder. Bei der Sahne ist allerdings jemand anders schneller als ich - wie immer.

Herr Schröder hat sofort die Sahne entdeckt.

Etwa 50km liegen hinter mir. Zeit für eine Pause und die Besichtigung des Ortes. Solequellen zur Heilzwecken und zur Salzgewinnung sind eng mit Bad Münder verbunden.



Der Söltjerbrunnen
Ein Salzsieder und ein Salzträger bei der Arbeit

Während ich nach weiteren Motiven Ausschau halte meldet sich meine Kamera: Speicherkartenfehler. Ein- und Ausschalten, Karte raus und rein, Akku raus und rein... nichts hilft. Ok, es gibt ja noch ein Handy. Im nächsten Dorf entdecke ich dann eine alte Währung.

Westmark war nirgendwo zu finden.
 
So langsam zeigt sich mir das westliche Ende des Deisters. Noch immer ist mein Akku fast voll, jedenfalls der an meinem Pedelec. Mein persönlicher Akku verspürt jedoch schon einige Einbußen.


Die Radroute "Deisterkreisel" führt nicht direkt auf dem kürzesten Weg um den Höhenzug herum. Stattdessen gibt es immer einige kleine Schleifen in die Orte oder zu Sehenswürdigkeiten. Mein Schweinehund in mir fängt die Diskussion an, ob die weiteren Schleifen denn noch wirklich nötig sind, zumal es wieder einen Hang hinauf gehen soll. Das Mammut meldet sich zu Wort und die Diskussion ist beendet. Am Grund der nächsten Schleife wäre ich fast vorbei gefahren, wenn es nicht an der Scheunenwand den Hinweis gegeben hätte.

 

Wasserschloss Hülsede

Ein Wasserschloss hatte ich in dieser Ecke nicht erwartet. Das Mammut konnte triumphieren und ich nun auch. Die Straße führte mich bergab Richtung Lauenau. Nicht weit hinter Bad Nenndorf war nun die nördliche Seite des Deisters zu bewundern. Und wieder bestand die Möglichkeit der S-Bahn Nutzung. Aber die Schlepperei in einen Zug, der Stress am Hauptbahnhof Hannover und die Strecke vom Hbf nach Hause sind keine Option. Ich lies jetzt verstärkt die Helferlein ihre Arbeit machen, denn auch der Gegenwind machte es mir nicht leichter.


Einmal durfte ich mich jetzt noch an den Waldrand hinauf bemühen. Dann ging es immer am oder im Wald des Deisters zurück bis Wennigsen. Belohnt wurde ich mit tollen Ausblicken.

Blick vom Deisterrand nach Norden

Nach 116km und noch einer Restakku-Kapazität von 51% kam ich stolz aber auch k.o. zu Hause an.

Fazit: Der Deisterkreisel ist eine tolle Radtour. Um alle Orte zu besuchen und zu genießen teilt man sich die Tour besser in Tagesetappen auf. Mit der Ausschilderung hatte ich so meine Probleme.

Mein Ziel war allerdings weniger die Tour, als das Mentaltraining. Ich war einige Stunden mit sehr wenigen Pausen unterwegs. Das galt es im Rahmen des Mammutprojektes durchzuhalten. Kann ich es schaffen 100km zu laufen? Nicht joggen, sondern marschieren. 100km in 24 Stunden. Das heute waren 117km mit Rad und teilweise Motorunterstützung. So eine Strecke gehen? Gehen ohne Hilfsmittel? Ich schwanke sehr zwischen "Na warte. Dir werde ich es zeigen" und "Bekloppt! Ohne mich!"

In sechs Monaten ist sie fit. Dafür sorge ich ;-)