Dienstag, 18. November 2014

zu Fuß - Berlin Tag 5

Ich begebe mich in die Unterwelt
Leider können wir wegen irgendwelcher Dreharbeiten keine Führung über die Beelitzer Heilstätten bekommen. Illegal will ich das Gelände nicht betreten und so geht Jojos Wunsch leider nicht in Erfüllung. Auf Platz 2 unserer Liste steht aber ein Besuch in der Unterwelt.

Heute geht es nach Hause. Der Abschied fällt nicht schwer, denn meine Wirbelsäule jubelt. Die Matratze war Folter und ich freue mich auf mein Bett in Hannover. Die fehlende Sauberkeit hat auch keine heimischen Gefühle aufkommen lassen, so das die Koffer schnell gepackt sind. Wir können sie noch bis zum Nachmittag im Hotel abstellen und machen uns ein letztes Mal auf den Weg.

 

Um 10:00 beginnt der Kartenverkauf und obwohl wir etwas früher da sind, heißt es Schlange stehen. Es geht flott voran und nach wenigen Minuten habe ich die Eintrittskarten für die Berliner - Unterwelten in der Hand. Jojo hatte sich für die Tour M entschieden und ich bin gespannt, was uns zum Thema Mauerdurchbrüche erwartet. An einem kleinen Gebäude, ähnlich einem Transformatorenhäuschen ist Treffpunkt. Hier ist tatsächlich der Eingang in einen alten Schutzbunker. Fotografieren ist leider nicht erlaubt. Urheberrechte sprechen dagegen, denn im Bunker wird so einiges aus der Zeit des Mauerbaus und den Tagen danach ausgestellt. Die Bilder an den Wänden, die Nagelsperren und Sperrgitter beeindrucken ebenso, wie die Erläuterungen, denen wir gespannt zuhören. Mir schließt sich die ein oder andere Geschichtslücke. Unglaublich auf welchen Wegen die Menschen versucht haben nach Westberlin zu gelangen. Rettungsschächte der U-Bahn, die Kanalisation und durch selbst gegrabene Tunnel wurden zum Fluchtweg. Mir war gar nicht bekannt, wie viele Tunnel von West nach Ost gegraben wurden um Leute herauszuholen. Leider hatten viele Tunnel keinen oder nur kurzen Erfolg. Da wurde aufwendig gegraben, mit Wassereinbrüchen und zu wenig Sauerstoff gekämpft. Und wenn man das Ziel erreicht hatte, wartete evtl. schon die Stasi am anderen Ende. Die Bundesrepublik hat einiges an Geld zahlen dürfen um die Fluchthelfer wieder frei zu bekommen. Die Geschichten wirken auf mich genauso spannend wie beklemment.

Wir verlassen den Bunker an einer nahegelegenen U-Bahnstation und fahren von dort zur Bernauerstraße. An der Gedenkstätte zur Berliner Mauer geht es weiter. Kaum vorstellbar, was sich dort alles zugetragen hat, als die Teilung plötzlich da war. Plötzlich waren die Menschen getrennt. Getrennt von ihren Familien, ihren Freunden, ihren Arbeitsstätten,... Aber hatte doch Walter Ulbricht in einer Pressekonferenz am 15. Juni 1961 noch klar und nicht mal direkt danach gefragt gesagt: Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Am 13. August 1961 nachts um 2:00 war es dann so weit...
 
 



Wir verlassen die Gedenkstätten und betreten gleich um die Ecke das Gebäude einer ehemaligen Brauerei. Dort erfahren wir im alten Gewölbe noch einiges zum Tunnel_57 und auch, dass der Fluchthelfer Christian Zobel mit den damaligen Geschehnisse nicht klar kam und später Suizid beging. Hatte doch das Regime lange in aller Öffentlichkeit behauptet, er hätte einen Soldaten erschossen. Kurz nach seinem Tod wurde leider erst die Wahrheit bekannt. Nicht sein Schuss hatte den Soldaten der Grenztruppe getötet, sondern diverse Schüsse der eigenen Kameraden.

Nach zwei Stunden ist die Führung beendet. Am Abend findet in der ehemaligen Brauerei eine Theateraufführung zum Thema des Tunnelbaus statt. Ein Schauspieler lädt uns ein, doch wir müssen leider nach Hause. Und so verlassen wir nun die Bernauerstraße.


Mit der U-Bahn geht's zurück zum Hotel. Die Koffer holen und dann zum ZOB. Der ADAC Postbus wartet bereits und bringt uns pünktlich nach Hannover zurück.

Mein Fazit: Berlin ist sicherlich kulturell und geschichtlich sehr interessant und eine Reise wert. Mit einem besseren Hotel werde ich diese Stadt wohl auch noch einmal besuchen, auch wenn ich sie als dreckig und recht egoistisch empfunden habe.

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